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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 34

1911 - Erfurt : Keyser
— 34 — kamen ihren Feinden zuvor. Sie gingen sofort zum Angriff auf die Königsburg über. In ihrer Sicherheit halten die Thüringer unterlassen, Wachen auszustellen. Ohne irgend einen Widerstand gelang es darum den Sachsen, die Burg in der Nacht zum 1. Oktober 531 zu nehmen. Die im tiefen Schlafe liegenden Thüringer wurden entweder niedergemetzelt oder gefangen genommen. König Jrminsrid mit seiner Familie und einem kleinen Gesolge entkam dem Blutbad. An den nächstfolgenden drei Tagen feierten die Sachsen ein großes Siegesfest. Aufteilung Thüringens: Der Kampf war durch das Ein- greifen Der Sachsen beendet, und Theodorich mußte nun gute Miene zum bösen Spiel machen und ihnen Nordthüringen zu freiem Eigentum als Siegesbeute abtreten. Er selbst behielt alles Land südlich der Unstrut, der Helme, des Sachsgrabens bei Wallhausen und des Harzes. Die unterjochten Thüringer mußten von nun an einen jährlichen Schweinezins, man sagt 500, an die königliche Kammer zu Metz entrichten. Untergang des Thüringer Königshauses: Wohl war Jr-minsrid mit den Seinen entkommen, aber Theodebert, Theodorichs Sohn, lockte ihn ins Frankenland, und hier soll er durch einen Sturz von der Stadtmauer, an dem jener wohl nicht ganz unschuldig war, getötet worden sein. Amalaberga dagegen war mit ihren Kindern nach Italien zu ihrem Bruder geflohen. Ihr Sohn Amalafrid kam später nach Konstantinopel und wurde Feldhauptmann im Heere des oströmischen Kaisers Jnstinian, der ihn sehr hoch schätzte. Berthar, der dritte Sohn König Bisinos, hat zu seinem Bruder Jrminsrid sicher in einem freundschaftlichen Verhältnis gestanden. Zwar berichtet die Sage, daß dieser ihn aus dem Wege geräumt habe. Doch ist diese Angabe eben sagenhaft; denn Radegunde, die Tochter König Berthars, könnte doch nicht in einem Gedichte, das der römische Dichter Fortnnatns in ihrem Aufträge niederschrieb, den Untergang des Hauses ihres Oheims mit folgenden Worten beweinen: „Nimmer vermag ich in fremdem Gebiet nach Gebühr zu beweinen Unser Geschick; der Schmerz löste zu Tränen mich auf. Jeglichen hab' ich beweint, ich allein; denn es wurde des Ganzen Unaussprechliches Leid einzig mir Aermsten zuteil. Günstiger fiel den Männern das Los, sie sanken im Kampfe; Ich, die einzige, blieb, sie zu beklagen, zurück." Berthar ist gefallen im Streit, möglicherweise sogar in der Schlacht an der Oker, fechtend an der Seite seines Bruders. In dieser Schlacht wurde Radegunde von den Franken gefangen genommen und samt ihrem Bruder dem König Chlotar als Beute zugesprochen. Dieser ließ sie in sein Reich führen und nahm sie später zur Gemahlin. Sie starb 587 zu Poitiers in Frankreich.

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 35

1911 - Erfurt : Keyser
— 35 — „Und so starben mir Aermsten dahin die lieben Verwandten, Und mein Königsstamm nahet dem Ende sich mm." Nie wieder hat es ein Königreich Thüringen gegeben. Der Name Thüringen ist zwar geblieben, aber er gilt heute nur noch für ein wesentlich kleineres Gebiet. (Nach G. Größler.) 10. Radegunde, Prinzessin von Thüringen, Königin von Frankreich. Jugend: Radegunde, König Berthars Tochter und Enkelin Bisinos, kam schon früh an den Hos ihres Oheims Jrminfrid. Da die Mutter gestorben war, hielt es der Vater wohl für geraten, seiner hochgebildeten Schwägerin Amalaberga die Tochter zur Erziehung zu übergeben. Auch den Vater verlor Radegunde bald. Wir wissen zwar nicht, in welchem Kampfe er getötet wurde, doch ist er schon vor Jrminfrid gefallen. In einem zweiten Liede „An Artachis"1) läßt Radegunde Fortnnatns für sich sprechen: „Erst ist der Vater gefallen, ihm folgte der Onkel im Tode, Beider Geliebten Verlust traurige Wunden mir schlug." Auf Burg Scidingi verlebte Radegunde sonnige Tage der Kindheit in Gemeinschaft mit ihrem Vetter und Jugendgespielen Amalasrid. J'n dem Briefe „An Amalasrid"2) gedenkt sie der glücklichen Jugend: „O, so gedenke doch nur, was in Frühlingstagen der Jugend, Lieber Amalasrid, ich, Radegunde, dir war. Wie du mich damals geliebt, ein hold ausblühender Knabe, Du, den des Himmels Huld gütig zum Vetter mir gab. Damals ersetztest du mir den gemordeten Vater, die Mutier, Schwester und Bruder, du warst alles, du Einziger, mir! Wenn du mich nahmst in den liebendenarm, wenn küssend ich an dir Hing, ergötzte das Kind höchlich ein freundliches Wort. Eine Stunde getrennt von dir, zum unendlichen Zeitraum Ward sie mir." — In fränkischer Gefangenschaft: In dem Kriege Jrminsrids mit den Franken wurde sie von den Feinden gefangen genommen und mit ihrem Bruder eine Beute des Königs Chlotar. Sie war damals gegen 10 Jahre alt. Chlotar ließ sie in sein Reich bringen und auf einem feiner Meierhöfe von den besten Lehrern unterrichten. Damals schon las Radegunde am liebsten die Bibel und die Lebensbeschreibungen der Heiligen. Sie sollten ihr das Vorbild ihres eigenen Lebens werden; auch suchte sie durch allerlei Selbstpeinigungen Gott wohlgefällig zu fein. j) Sohn einer Tochter Amalabergas. 2) Nach einer Uebersetzung von Dr. Aug. Wilhelm. 3*

3. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 10

1902 - Karlsruhe : Lang
— 10 — Lippe wohnte, sich gegen die Römer empörte. Varus beschloß, die Empörer zu züchtigen. Um zu ihnen zu kommen, mußte er bitrch den Teutoburger Walb ziehen. Ein vornehmer Cherusker, namens ©egest, war den Römern sehr ergeben. Er hatte von Hermanns Berschwörnng gehört und warnte Varus. Noch bei dem letzten Gastmahl vor bent Ansmarsch sagte er zu ihm: „Laß mich und den Hermann und die übrigen angesehenen Cherusker in Gewahrsam nehmen; die Cherusker werben nichts zu tun wagen, wenn ihre Führer nicht bei ihnen finb, und bu wirst Zeit gewinnen, zu erforschen, wer treu ober treulos gegen bich ist." Allein Varus hörte Weber aus den Rat noch aus die Warnung. Er zog mit seinen brei Legionen aus, und eine Schar Cherusker unter Hermanns Befehl zog mit ihm. Das römische Heer hatte einen schwierigen Marsch; benn es mußte durch bichte Wölber und enge Schluchten ziehen. Über-bies brach ein furchtbares Unwetter aus. Vom heftigen Regen mürbe der Boben schlüpfrig, und der Sturm warf mächtige Baumstämme in den Weg. Die Römer waren balb so ermattet, daß sie kaum mehr weiter konnten. Da erscholl plötzlich das Kriegsgeschrei der Deutscheu, die, in den Wölbern und Schluchten verborgen, das römische Heer erwartet hatten. Als die vorbersten Truppen der Römer in den Kamps verwickelt waren, griff Hermann sie auch im Rücken und ans der Seite an. Zwei Tage und zwei Nächte leisteten die Römer Wiberstanb. Am britten Tage würden sie von allen Seiten umringt und bis auf den letzten Mann niebergehauen. Varus stürzte sich verzweiselub in sein Schwert. So würde im Jahre 9 nach Christi Geburt Teutschlanb von der Herrschaft der Römer befreit, und Hermann würde als Befreier und Retter gepriesen. Als die Nachricht von der Nieberlage nach Rom kam, stieß der Kaiser Augustus ans Zorn und Schmerz den Kops an die Wanb und ries: „Varus, gib mir meine Legionen wieber!" Um sür die Nieberlage des Varus Rache zu nehmen, schickte der römische Kaiser Germanikus, den Sohn des Drusus, mit einem Heere von mehr als sechzigtansenb Mann nach Deutsch-laub. Germanikus besiegte die Ketten, die zwischen der Eber und der Werra wohnten. Hermann eilte von Stamm zu Stamm, um seine Volksgenossen zum Kampfe gegen die Römer anzufeuern. Allein sogar unter den Cheruskern besanben sich Verräter. ©egest, der einst Varus gewarnt hatte, fiel von seinem Vaterlanbe ab und lieferte feine eigene Tochter Thus-nelba, die mit Hermann vermählt war, in die Hänbe der Feinde. Germanikus brang noch einmal in das Laub der Cherusker ein und kam an den Ort, wo die Legionen des Varus 6 Jahre zuvor vernichtet worben waren. Er ließ die Gebeine der

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 577

1906 - München : Oldenbourg
120. Sedan. 577 120. Sebent. Von Karl Gerok. *) Wie Märchen klingt's und doch im Iubelton Durch alle Straßen wälzt sich's freudebrausend: „Sie haben ihn, den Schelm Napoleon! Sie haben ihn und seine achtzigtausend!" Die Kinder rufen's in den Gassen aus, Den Männern rollen Tränen von den Wangen, In Flaggen hüllt sich festlich Haus um Haus; „Viktoria! Der Kaiser ist gefangen!" Viktoria! — So wuchtig lag die Frucht Vollreifen Siegs noch nie in deutschen Händen, Seit Hermann in der Teutoburgerschlucht Roms Heer zerquetschte zwischen Felsenwänden. Nicht Leipzig ist's. nicht Waterloo fortan, Wo deutscher Kraft ihr Bestes ist gelungen, — Dort hat es halb Europa mitgetan, — Bei Sedan haben wir's allein gezwungen. Viktoria! - So jählings lag, so tief Der Deutschen Todfeind niemals noch danieder, Augustus nicht, als er verzweifelnd rief: Gib, Varus meine Legionen wieder! Nicht König Franz, der nach Pavias Strauß Dem deutschen Ritter übergab die Wehre Und aus der Haft des Kaisers schrieb nach Haus: Alles verloren, aber nicht die Ehre. Du brachtest nicht die Ehre mit ins Feld, Du nimmst sie nicht vom Feld mit ins Gefängnis. Ein kecker Spieler warst du, doch kein Held, Nicht groß im Glück und klein in der Bedrängnis. Des Siegers Mitleid, deines Heeres Hohn Und deines Volkes Fluch wird mit dir gehn, Und zürnend wird dein Ohm Napoleon Allnächtlich neben deinem Lager stehn. Ein Gottesurteil ist’s, ein Weltgericht, Wie keins in der Geschichte Buch geschrieben. Die Lüge bläht sich, doch besteht sie nicht; (Bott bläst barein, die Blase muß zerstieben. Der Pharao begrub im Roten Meer, Nebukadnezar zwang den Staub zu essen ’) „Eichenlaub", deutsche Gedichte aus dein Jahre 1870, S. 27. Berlin 1871*. Fr. Lipperheide. Krvnseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 37

5. Badische Sagen - S. 49

1912 - Bühl (Baden) : Konkordia
sprach traurig Walter, als seine eigenen Kinder ihn nicht kannten. „Aber der Betrüger war der, welcher die Nachricht von meinem Tode aussprengte. Diebold von Cütielhardt war es, der mich zwei jähre in der härtesten Gefangenschaft hielt.“ „0, nun sehen wir's,“ riefen die Söhne, „datz ihr ein Betrüger seid!“ Ritter Diebold ist selbst mit seinen Knechten ausgezogen, um die Mörder unseres Vaters aufzusuchen und hat bei unserer sdutter über dessen Tod Tränen vergossen.“ „Das fehlte noch“, rief Walter, „um ihn zum Teufel zu machen. Dun, so holet mir eure sdutter, diese wird mich nicht verkennen.“ Die vier Brüder verkündigten ihrer sdutter, datz ein Mann, der sich fälschlich für ihren Vater ausgebe, sie zu sprechen verlange, frau Hedwig besann sich einige flugenblicke; dann dachte sie bei sich selbst: „vielleicht haben meine Kinder den fremden mißverstanden, und er hat ihnen von dem Tode meines Gemahls oder von den Urhebern desselben Kundschaft zu geben.“ Sie stieg daher hinunter an die Pforte und hietz ihre Söhne im Hose sie erwarten, „wo ist der fremde Mann?“ rief sie beim heraustreten, „hier ist er, dein Gemahl, dein Walter! Meine Söhne haben mich verkannt; wird auch mein Weib mich verkennen?“ Bevor er recht ausreden konnte, hing schon Hedwig an seinem halse und überströmte seine bleichen Wangen mit ihren Tränen. „Du bist es, ja du bist mein Gemahl!“ rief sie mit gebrochenen Worten, „Gott hat dich mir wieder gegeben.“ Walter drückte sie mit zitternden firmen an sein herz. Dun rief Hedwig ihre Söhne herbei: „Umarmt euern Vater! Er ist es, ich schwör es euch bei meinem Mutterherzen.“ Die Söhne warfen sich ihrem Vater zu fützen und baten ihn um Verzeihung; dieser aber hob sie auf und kützte sie. Dann führte Hedwig ihren Gemahl, von seinen Söhnen umgeben, in die Burg. Mit Staunen hörten sie nun die Verräterei ihres Vetters Diebold und die Befreiung durch den getreuen Rublin. Rm folgenden Morgen war grotzer Jubel im Schlosse. Das Kayser, Sagen. 4

6. Elsässische Geschichtsbilder - S. 30

1884 - Straßburg : Bull
— 30 — Basel einen Vertrag. In diesem verpflichtete sich Albrecht auf sein königliches Wort, die andern durch einen Eid, während vier Jahren Frieden zu halten. Dieser Vertrag wurde erneuert 1310 unter Heinrich Vii., dem Nachfolger Albrechts. Als Heinrich 1313 starb, stellte die eine Partei Ludwig den Bayer, die andere Friedrich den Schönen von Österreich als Kaiser auf. Friedrich wurde besonders von seinem Bruder Leopold, dem Landgrafen von Elsaß, unterstützt. Bei Mühldorf kam es zwischen den beiden Gegnern zum Entscheidungskampfe. Friedrich wurde besiegt und gefangen genommen. Seine Freiheit mußte er mit dem Verzicht auf die Krone erkaufen. — Während der folgenden Jahre wurde das Elsaß zwar von keinen Kriegsunruhen aufgeregt, aber Pest und Hungersnot wüteten im Lande und rafften Tausende dahin. In dieser Zeit gingen auch in dem Städtewesen bedeutende Bewegungen vor sich, was wir am besten in Straßburg beobachten können. Die Zorn und Mülnheim. (1332.) In den Städten hatte sich immer mehr ein Stand herausgebildet, der bisher nur von untergeordneter Bedeutung gewesen war — der Stand der Handwerker. Sie waren durch Fleiß und Sparsamkeit zu einer gewissen Wohlhabenheit gelangt, und beanspruchten demnach auch Vertretung in dem Rate der Stadt. Die einzelnen Gewerbe bildeten Verbindungen, die man Zünfte nannte. Deren gab es in Straßburg 25. Wenn auch Straßburg seine Verwaltung frei und unabhängig führte, so fiel doch die Leitung nur hervorragenden Familien, die den Adel der Stadt ausmachten, zu. Es war dabei natürlich, daß sich unter denselben bald Parteien bildeten. Dies waren die Geschlechter der Zorn und der Mülnheim mit ihren Anhängern. Sie versammelten sich des Abends in ihren Trinkstuben und besprachen die Angelegenheiten der Stadt. Oft aber kam es zwischen den beiden Parteien zu Streitigkeiten, die fast immer in Schlägereien ausarteten. Mußte ja doch 1321 ein neues Rathaus erbaut werden, weil das alte der Trinkstube der Mülnheimer näher lag als der der Zorn; denn die letzteren hatten, wenn es in der Ratssitzung zum

7. Das Mittelalter - S. 33

1893 - Leipzig : Dürr
— 33 — 12. Albion. Unter den germanischen Hilfsvölkern, mit denen Narses Italien erobert hatte, waren Langobarden. Nach der Einnahme Roms ließ er sie klüglich über die norditalische Grenze hinüberschaffen, denn noch furchtbarer als in der Schlacht geberdeten sie sich nach derselben, ihre Raubsucht kannte kein Maß. Die Entfernung der Ruhestörer war jedoch nur ein Notbehelf. Nicht umsonst hatten sie die Herrlichkeiten Italiens, die reichen Städte, die üppigen Gefilde kennen gelernt; als sie zu ihrem Volke zurückkehrten, entzündeten sie in diesem die Sehnsucht nach dem schönen Lande. Die Langobarden waren aus der Gegend der Mittelelbe nach und nach bis in das heutige Nordungarn vorgerückt. In ihrem ungestümen Wesen traten die Eigenheiten des halbwilden germanischen Volkstums: die Leidenschaften des Krieges, des Beute-machens und Wanderns, noch grell und uugeschwächt hervor. In Alboin erhielten sie einen König, der an Tollkühnheit und trotziger Wildheit alle übertraf. Zuerst erprobte er seine Kraft im Kampfe mit den Gepiden in Pannonien. Schon als junger Mann erschlug er den Sohn des Gepidenkönigs; da er aber nur von dem Könige eines anderen Volkes wehrhaft gemacht werden konnte, fo begab er sich mit 40 Genossen zu dem Vater des Erschlagenen, forderte, auf das heilige Recht der Gastfreundschaft pochend, die Wehrhaftmachung und erlangte sie. Zum Dank raubte er die Tochter des zweiten Sohnes des Gepidenkönigs und begehrte sie zur Ehe. Zwar gelang es den Gepiden, sie ihm wieder zu entreißen, aber der alte König war im Kampfe gefallen, und trotzig standen sich nun Alboin und der Vater der Braut an der Spitze ihrer Völker gegenüber. Rachedürstend verband sich Alboin mit den Avaren, einem mongolischen Volke, das aus Asien über den Don nach Europa vorgedrungen war, wie einst die Hunnen. Mit deren Hilfe überwand er die Gepiden, erschlug den König und nahm dessen Tochter Rofamunde zur Frau. Nun überließ er den Avaren das Land der Gepiden sowie fein eigenes und führte die Langobarden nach Italien. Als er, die Juli-scheu Alpen überschreitend, in die Po ebene hinabstieg, war Narfes nicht mehr Exarch von Ravenna. Nach 15 jähriger, sehr kluger und gerechter Regierung war auch er in Ungnade gefallen und hatte sich grollend nach Neapel zurückgezogen. Bereitwillig öffneten die ober-italischen Städte dem Eroberer ihre Thore, nur Pavia ergab sich erst nach dreijähriger Belagerung. Alboin hatte beschlossen, die widerspenstige Stadt vom Erdboden zu vertilgen, aber als fein Pferd beim Einzuge stolperte, ward er leicht durch einen frommen Diener zur

8. Das Mittelalter - S. 21

1893 - Leipzig : Dürr
— 21 — Valentinian als Lösegeld zahlen mußte, wandte sich Attila nordwärts. Aber schon im nächsten Jahre wiederholte er den Raubzug nach dem Süden. Durch die Westalpen wollte er in Gallien eindringen, doch die Alanen, welche dort wohnten, versperrten ihm die Pässe. Bald daraus starb er infolge eines Blutsturzes, der Ort ist nicht bekannt. Die Hunnen begruben ihn an einer Stelle, wo niemand seine Ruhe stören konnte, und kehrten heim. So war ihm doch noch Alarichs Schicksal beschieden, obwohl er Rom nicht erobert hatte. Nach seinem Tode zerfiel das Hnnnenreich, das er ausgerichtet hatte, sehr bald. Seine Söhne stritten miteinander um die Herrschaft. Die germanischen Völker machten sich frei, und endlich führte der jüngste Sohn die Hunnen in die russischen Steppen, wo sie allmählich mit den finnischen Völkern verschmolzen. 8. Romnlns Angustns. Unterdes ging das weströmische Kaisertum seinem Untergänge entgegen. Valentinian (Iii.) war so kurzsichtig, mißtrauisch und wankelmütig, daß er, von elenden Höflingen aufgehetzt, seinen Minister und. Feldherrn Aetius, die Stütze des Reichs, mit eigner Hand niederstieß Bald darauf wurde er selbst von den Soldaten des Aötins ermordet. Die verwitwete Kaiserin Endokia rief zu ihrem Schutze die Vandalen herbei, und diese, wie schon oben erwähnt, plünderten Rom 14 Tage lang. Als sie endlich abzogen, schleppten sie die Kaiserwitwe und ihre Töchter als Gefangene mit sich. Der römische Thron ward ein Spielball in der Hand der Heerführer und Hofleute. Der Oberfeld- herr der germanischen Hilfstruppen, Ri ei m er, ein Sueve, setzte Kaiser ein und ab, wie es ihm beliebte, er selbst nahm die wertlos gewordene Krone nicht au. Nach seinem Tode erhob der Patrizius Orestes seinen Sohn Romnlns ans den Thron. Aber dies steigerte die An- maßungen der fremden Truppen. Sie verlangten den dritten Teil des Grund und Bodens in Italien. Als Orestes ihnen diese Forderung abschlug, empörten sich die germanischen Söldner unter Odoakers Führung und eroberten Pavia. Bei dem Kampfe um die Stadt wurde Orestes gefangen genommen und getötet. Nun rückten die Aufständischen vor Ravenna, wo Romnlns Angnstnlns, so nannte man ihn zum Spott, sich aufhielt und zwangen den machtlosen Kaiser abzudanken. Er mußte sich mit einer Villa am Gols von Bajä in Campanien und einem Gnadengehalt begnügen. Odoaker aber nannte sich König der Germanen in Italien. Die Provinzen wurden aufgegeben. Nur im nördlichen Gallien blieb noch eine Zeit lang eine römische Statthalterschaft bestehen, aber ohne Zusammenhang mit Rom. In Sar-

9. Das Mittelalter - S. 27

1893 - Leipzig : Dürr
— 27 — residierte schlicht und einfach nach der Väter Weise in Verona, nicht in Rom. Mit den germanischen Völkern blieb er im regsten Verkehr und in vertrauten Beziehungen. Seine Gemahlin war eine Schwester des Frankenkönigs Chlodowech, eine seiner Töchter war an den Westgotenkönig, eine andre an den Bnrgnnderkönig verheiratet, seine Schwester gab er dem Vandalenkönige zur Frau, und deren Tochter endlich war mit Hernmnsried, dem Thüringerfürsten, vermählt. Überall hatte er Verwandte, überall ward er als Schiedsrichter anerkannt. In ganz Enropa genoß er das höchste Ansehen, selbst die wilden Esthen an dem östlichsten Winkel der Ostsee schickten Gesandte mit Geschenken zu ihm. Nur die Römer in Italien, die ihm das meiste zu verdanken hatten, haßten ihn. Ihr hohler Dünkel, das weltbeherrschende Volk zu seilt, machte sie unfähig, die Bestrebungen des edlen Barbarenfürsten zu würdigen. Dazu kam freilich auch der Unterschied des religiösen Bekenntnisses und der Umstand, daß sich die stolzen, kriegerischen Goten doch absichtlich von ihnen absonderten. Dieser Undank machte Theo-derich nach und nach argwöhnisch. Obgleich sich die oströmische Kirche in vielen Dingen von der abendländischen (römisch-katholischen) trennte, so wurden doch auch im Orient die Arianer verfolgt. Die Kunde, daß in Konstantinopel eine Verschwörung gegen die Arianer in Italien im Werke sei, bewog Theoderich, zwei angesehene itttd sehr beliebte Römer, die ihm verdächtig schienen, den Philosophen Bovthius und dessen Schwiegervater, verhaften und hinrichten zu lasten. Boethius schrieb im Gefängnisse ein Buch, „Die Tröstung der Philosophie" (consolatio philosophiae), welches das ganze Mittelalter hindurch viel gelesen und immer von neuern ausgelegt wurde. Theoderich der Große starb im Jahre 526. Seine Gegner unter den katholischen Geistlichen behaupteten, er sei nicht gestorben, sondern von einem schwarzen Rosse in die Wüste geführt worden. Nach dem Untergange des Ostgotenreiches wnrde seine Asche ausgegraben und in alle Winde verstreut. Aber die deutsche Sage hat ihm ein Ehrendenkmal gesetzt, sie nennt ihn Dietrich von Bern (Verona) und feiert ihn als den edlen Verbannten am Hose Etzels, als den starken, besonnenen Mann, den Schiedsrichter und Helfer in der Not. 11. Justinian. Im oströmischen Reiche schleppte sich unterdessen das verfallende Römertunt in der bisherigen Weise weiter fort. Am Hose zu Konstantinopel ging die Regierung unter Verrat, Gewalt und Mord aus einer Hand in die andere, daneben tobte der Streit über religiöse Fragen und führte zuletzt zu blutiger Verfolgung der Ketzer, besonders Pfalz, Geschichte. Ii. 3

10. Das Mittelalter - S. 135

1893 - Leipzig : Dürr
I — 135 — von Anjou aus. Der erbarmungslose Sieger verurteilte ihn zum Tode. Auf dein Marktplatze von Neapel erlitt er und mit ihm sein Freund Markgraf Friedrich von Baden, der ihn nach Neapel begleitet hatte, den Tod durch Henkershand. Karl von Anjou sah von dem Fenster eines benachbarten Hauses dem furchtbaren Schauspiele zu. Fast um dieselbe Zeit entfloh die edle Tochter Friedrichs Ii., Margarete, nach einem herzzerreißenden Abschiede von ihren kleinen Söhnen Friedrich und Diezmann von der Wartburg und suchte Schutz in Frankfurt a. D., weil ihr Gemahl, der Markgraf von Meißen, Albrecht (der Entartete) sie verstoßen wollte, ja nach einer unverbürgten Nachricht ihr nach dem Leben trachtete, um ein Hoffräulein zu heiraten. So endete das herrliche Geschlecht der Hohenstaufen in Tod und Trübsal. 13. Die sieilianische Vesper. Karl von Anjou fand in dem eroberten Lande auch nicht den gehofften Glwinn. Sein gewaltsames und habgieriges Wesen entfremdete ihm die Italiener. In Sicilieu stiftete ein Edler, Johann von Procida, eine Verschwörung gegen die verhaßten Franzosen an und gewann den König Peter von Aragonien, einen Verwandten der Hohenstaufen, für den Plan, Sicilieu den Franzosen zu entreißen und mit Aragonien zu vereinigen. Am Ostermontage des Jahres 1282 kam der Aufstand zum Ausbruch. Trotzdem daß das Waffentragen streng verboten war, erschienen doch die Verschworenen mit Dolchen unter den Kleidern in der Volksmenge, die vor dem Vespergottesdienste in der Kirche von Montreal unweit der Stadt sich sowohl in der Umgebung des Gotteshauses, als auch auf den Fußwegen drängte. Der Zufall wollte, daß ein Auflauf entstand, weil ein Franzose, Namens Drouet, sich unverschämt gegen eine adlige Dame betragen hatte. Sofort wurden die verborgenen Dolche hervorgezogen und alle Franzosen niedergestochen. Die Losung war jetzt in ganz Sicilieu: Tod den Franzosen! Das Morden wurde allgemein. In Catanea hatte man ein eigentümliches Erkennungszeichen. Wer das Wort ciceri (Erbse) nicht aus italienische Weise aussprecheu konnte, sondern siseri sagte auf französische Art, war dem Tode verfallen. Karl von Anjou vermochte nicht die Insel wieder zu erobern, Peter von Aragonien nahm von ihr Besitz. 14. Das Interregnum. Wie in Italien, so strebte auch in Deutschland alles zur Unabhängigkeit. Zwar die Fürsten konnten kaum eine größere Selbständigkeit erlangen, aber sie suchten ihr Gebiet zu vergrößern, und dies gab
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